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WOHN!DESIGN 2/2016

Toskanisker Traum”

Ph. Fabrizio Cicconi
TEXT: FRANCESCA DAVOLI / ELENA DEEG

Toskanischer Traum
Das renovierte und charmante Landhaus ist eine Oase
der Ruhe und beherbergt eine Fotokunstsammlung

Mitten im Chianti Aretino wurde ein toskanisches Bauernhäuschen
vom Architekturbüro Eutropia aus Florenz neu erfunden.
Beim Anblick der hohen Steinmauern werden Erinnerungen an
vergangene Zeiten geweckt. Außerdem ist es auch Hort einer
ausgewählten Kunstsammlung, die Fotografien aus aller Herren
Länder umfasst. Hier wohnt Fabrizio Napolitano, Wirtschaftsberater
mit einer hohen Affinität für zeitgenössische Kunst.
Die Architektur ist eine perfekte Mischung aus Merkmalen der
Gegenwart, verbunden mit der ländlichen Idylle der Toskana.
Schachtelartig offenbart dieser Bau seine kulturelle Vergangenheit
und bezieht dabei die unglaubliche Landschaft sowie die
Grünanlagen in das Gesamterscheinungbild mit ein. Perfekt in
seine Umgebung eingebettet ragt das Anwesen aus den Hügeln
des Chiantis heraus, inmitten der Provinz Arezzo – während
drinnen eine warme Atmosphäre die Freunde aus aller Welt begrüßt.
Techniken, Material und einige Andenken vergangener
Tage wurden bei der Renovierung respektiert und wenn möglich
erhalten. An ausgewählten Stellen im Hausinneren wurden
alte Steinmauern freigelegt und wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Es erzielte dadurch die gewünschte Wirkung, nämlich Altes mit
Neuem zu verbinden. Der Charme des alten Bauernhauses wirkt
mehr denn je, ohne dabei auf Luxus oder Komfort verzichten zu
müssen – ein sehr hoher Lebensstandard ist drinnen wie draußen
gegeben. „Hier komme ich her, wenn ich zur Ruhe kommen
möchte“, das ist das Erste was Fabrizio, der Eigentümer des Hauses,
zu seinem Heim zu sagen hat. „Am Morgen aufzuwachen
inmitten der Ruhe, den Lärm und die Hektik der Stadt komplett
zu vergessen, draußen mit Freunden auf der Terrasse frühstücken
und die wundervolle Landschaft genießen: es ist die Einfachheit,
die diesen Platz so schön und faszinierend für mich
macht.“ Fabrizio ist viel auf Reisen, geschäftlich pendelt er zwischen
London und Zürich, aber hier hat er seinen persönlichen
Erholungsort gefunden. So wählte er dieses Fleckchen Erde aus
und machte das Landhaus zu seinem Zuhause. „Es mag komisch
klingen, aber die Renovierung des Hofes war eine fantastische
Erfahrung für mich. Die Verwandlung über die Monate hinweg
zu verfolgen und mit den Architekten über die Entwicklung zu
sprechen, das reichte von weniger relevanten Details bis hin zu
wichtigen Entscheidungen, war so interessant. So sehr, dass ich
mir wünschte, ich könnte nochmal von vorne anfangen.“ Dieselbe
Leidenschaft ist auch im Haus allgegenwärtig, in der Sammlung
der künstlerischen Fotos und auch in den Möbelstücken
die eins nach dem anderen ausgewählt wurden. Der Eigentümer
fand sie auf Märkten, die er überall auf der Welt besuchte,
oder in Designerläden größerer europäischer Städte. Joshua,
sein sechsjähriger Sohn kreierte dabei seine ganz persönliche
Galerie und ist hocherfreut die Ausstellung zu präsentieren. Er
war es auch, der die Gegenstände für sein Zimmer auswählte
und die Renovierung dort beobachtete, wahrscheinlich fühlt es
sich deshalb nun wie sein eigenes Kreativlabor an. „Das erste
Mal, als ich dieses Haus betrat“, erklärt der Projekt-Designer. Ugo Dattilo vom Studio Eutropia in Florenz, „konnte ich die Komplexität
der Räume sofort spüren. Vieles war durch frühere Umbauten
verborgen und wartete nur darauf entdeckt zu werden.
Ich beschloss, so viel wie möglich freizulegen um somit einen
Freiraum für Neues zu schaffen, in dem die gewonnene Energie
fließen konnte. Dank diesem schichtweisen Abtragen kamen
alte Techniken zum Vorschein, was zeigte wie das Haus gebaut
wurde und welche Materialien dazu verwendet worden sind:
Steinmauern, historische Balken und natürliche Felsgesteine.
Auf diese Weise wurden alte Elemente erhalten und mit neuen
Materialien wie Glas, Stahl oder Harz kombiniert. Darüber hinaus
zaubert das Element Licht eine ganz besondere Stimmung
in die Räumlichkeiten. Zahlreiche Fenster lassen viel Tageslicht
herein, Holzböden im Obergeschoß und weiße Wände verstärken
den klaren Gesamtcharakter. Lichtdurchflutet erscheinen
die frischgestalteten Räume beinahe selbst wie ein Werk aus
dem Fotorealismus. Diesem Genre, der Fotografie, wird durch
Arbeiten wie die des britischen Fotografen Nick Veasey (siehe
Auto oben) oder Adriana Duque (Portrait „Alejandra“, oben links)
aus Kolumbien großzügig Raum gegeben. Doch nicht nur diese
erhellen die Szenerie. Neben dem Tageslicht geben Designerlampen
von Ingo Maurer oder Tom Dixon zusätzlich Helligkeit.